Mittwoch, 23. März 2011

Requiem von Herbert Blendinger in Maudach

Homogener Klang

Requiem von Herbert Blendinger in Maudach

Von Uwe Engel

Die Aufführung eines Werks ihres 75 Jahre alt gewordenen Bruders, des Komponisten Herbert Blendinger, war der große Wunsch von Roselore Poignée-Blendinger. Diese war lange Solocellistin der Staatsphilharmonie und ist heute Vorsitzende des Kulturförderkreises in Maudach. Im dortigen Gemeinschaftssaal konnten die Besucher nun mit Blendingers Requiem ein ebenso unbekanntes wie hochinteressantes Chorwerk kennenlernen.

Der 1936 als Spross einer fränkischen Musikerfamilie geborene Herbert Blendinger war als Kammermusiker in verschiedenen Ensembles und als Solobratschist bei den Bamberger Sinfonikern und beim Bayerischen Staatsorchester in München tätig. Später dann hatte er eine Professur für Viola an der Musikhochschule in Graz. Er wirkte dabei immer auch als Komponist fast aller Gattungen und wurde für sein Oeuvre auch mit Preisen ausgezeichnet. Sein Requiem op. 75 für Chor und Orchester und zwei Gesangsstimmen entstand vor zehn Jahren. Uraufgeführt wurde es im Dom von Graz.

Die deutsche Erstaufführung fand 2008 in Bad Dürkheim statt, auf Initiative und unter Leitung des Dürkheimer Kirchenmusikdirektors Jürgen E. Müller. Mit denselben Interpreten war das Werk nun in Maudach zu hören: der Kleinen Cantorey Bad Dürkkeim und den Kammersolisten Ludwigshafen. Wobei die Namen der Ensembles leichte Untertreibungen sind. Die Kleine Cantorey ist ein stattlicher mit 40 Stimmen besetzter Chor, und die Kammersolisten sind ein ausgewachsenes Sinfonieorchester in voller Bläser- und etwas reduzierter Streicherbesetzung, bestehend vor allem aus Mitgliedern der Staatsphilharmonie.

Blendingers Requiem ist ein interessantes Werk, geprägt von musikalischer Frische, abwechslungsreich und spannend vom ersten bis zum letzten Takt. Blendinger ist kein Avantgardist. Die Musik bleibt stets tonal, ist aber voller ungewöhnlicher harmonischer Wendungen in Harmonik und Melodik. Das Kyrie ist nicht von verhaltener Innerlichkeit, sondern von lautstarken Rufen bestimmt, und expressiv stellen sich auch die andern Teile dar.

Jürgen E. Müller hat mit seiner Kleinen Cantorey hervorragende Arbeit geleistet. Die Tempi stimmen durchweg, sodass sich die Musik entfalten kann, der homogen klingende Chor singt bei der anspruchsvollen Materie immer präzise und klar, dabei prägnant phrasierend. Sicher und klangvoll auch das Orchester, wenn auch gelegentlich in der vollen Besetzung eine Kleinigkeit zu mächtig für den kleinen Saal, was auch an der farbigen, aber dichten Instrumentation des für die Aufführung in einem großen Dom konzipierten Werks lag. Eindringlich gestaltete die Mezzosopranistin Susanne Kraus-Hornung ihren Solopart, ein großartige Leistung lieferte auch der Bassbariton Thomas Herberich.

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