Mittwoch, 5. Oktober 2011

Presse zur Uraufführung "Kaltes Herz"

„Kaltes Herz“ rührt an

05.10.2011 - WORMS

Von Angela Zimmermann

KINDERTHEATER Uraufführung begeistert

Der Köhlerjunge Peter Munk (Thomas Jakobs) ist traurig. Wie gerne wäre er ein reicher Mann, stattdessen muss er Tag ein, Tag aus Holz zu Holzkohle verarbeiten. Peter Munk ist die Hauptfigur des neuen Musiktheaterstücks „Das kalte Herz“ der Musik-Bühne Mannheim, das im Wormser Theater nun uraufgeführt wurde.

Grundlage des musikalischen Märchens, geschrieben von Eberhard Streul, ist das gleichnamige Märchen von Wilhelm Hauff. Im „Wormser“ begeisterte Streuls Inszenierung Jung und Alt gleichermaßen. Klug, spannend und romantisch bringt Streul das Märchen auf die Bühne. Frank Steuerwalds Kompostionen verzaubern die Zuschauer und rühren die Herzen an. Im Zentrum der Handlung steht der arme Thor Peter, der unsterblich in Lisbeth (Anne-Kathrin Herzog) verliebt ist. Doch die tanzt lieber mit dem „Tanzprinz“ (Anne-Kathrin Herzog), der jedes Parkett zum Glühen bringt. Da kommt Peter eine Idee. Da er ein „Sonntagskind“ ist, möchte er das „Glasmännchen“ (Christina Prieur) herbeirufen, denn einer Legende nach erfüllt das Glasmännchen Sonntagskindern drei Wünsche. Gesagt, getan, Peter versucht sein Glück und begibt sich in den dunklen Tannenwald, wo das Männchen leben soll.

Waberndes, grünes Licht verbreitet eine mystische Atmosphäre. Ein paar kleine Eichhörnchen kommen Peter zu Hilfe. Kleine Rollen für Kinder gehören zum Konzept des Musiktheaters. Die Nachwuchsdarsteller gehören nicht zum Ensemble, sondern werden an den einzelnen Spielorten von den Veranstaltern akquiriert. „Manchmal holen wir sie auch spontan aus dem Publikum“, erzählt Streul.

Glasmännchen gewährt zwei Wünsche

Bevor es Munk gelingt, das Glasmännchen hervorzulocken, erscheint der „Holländer Michel“ (Thomas Herberich). Mit seiner vollen, dunklen Singstimme versetzt Herberich so manchem Kind zunächst einen kleinen Schrecken, doch der Effekt ist genau der richtige für die Rolle des Holländers, ein zwielichtiger, hinterhältiger Zeitgenosse. Er verspricht Peter große Reichtümer. Dieser wiederum verscheucht den Bösewicht und schafft es endlich, das Glasmännchen anzulocken. Zwei Wünsche werden Peter gewährt, den dritten enthält ihm das Glasmännchen zunächst vor. Peter wünscht sich, dass er tanzen kann wie der Tanzprinz und so viel Geld besitzt wie der reiche Ezechiel (Volker Gütermann). Tatsächlich gehen beide Wünsche in Erfüllung, doch als Ezechiel kein Geld mehr hat, ist Peter ebenfalls wieder mittellos. Verzweifelt lässt er sich doch auf einen Pakt mit dem Holländer ein, doch der vermeintliche Reichtum, den er Peter versprochen hat, hat seinen Preis. Nicht seine Seele, aber sein Herz möchte er dafür haben. Dieses pulsiert rot, als es der Holländer aus der Brust raubt.

Von nun an hat Peter einen Stein anstelle seines Herzens. Er wird reicher und reicher und heiratet Lisbeth, doch sie muss schnell feststellen, dass Peter nicht mehr der „alte“ ist. Nur das Glasmännchen kann die beiden noch retten.

Wieder einmal ist es Streul und Steuerwald gelungen, mit einer Inszenierung die kleinen, aber auch die großen Zuschauer zu fesseln. Rauschender, minutenlanger Beifall am Ende der Uraufführung gibt den beiden Recht, belohnt aber auch die Darsteller für ihre tollen Leistungen.

Dass das Stück ausgerechnet in Worms Premiere feierte, ist kein Zufall: „Die Endprobenbedingungen, die wir hier vorgefunden haben, hätten wir in Mannheim nicht gehabt“, erklärt Streul und lobt vor allem die gute Zusammenarbeit mit der Kultur- und Veranstaltungs GmbH. Nach der Uraufführung in Worms wird die Musik-Bühne mit dem Stück etwa 100 Mal im deutschsprachigen Raum gastieren.

Dienstag, 31. Mai 2011

Presse "Rumpelstilzchen" Kinderoper von Stefan Wasser

Rumpelstilzchen reimt nicht mehr

01.06.2011 - BAD KREUZNACH

Von Marieke Jörg

OPER Röka-Schüler inszenieren gemeinsam mit Berufsmusikern modernes Musik-Märchen

Eine Aufführung, so aufwändig, dass die eigenen Räumlichkeiten nicht genug Platz boten und das Gymnasium am Römerkastell (Röka) auf die Aula des Lina-Hilger-Gymnasiums ausweichen musste. Doch selbst dort reichten die Plätze ob des großen Andrangs nicht aus, und manch einer musste auf Ersatzstühle ausweichen.

Doch für solch kleine Unannehmlichkeiten wurden die Besucher mehr als entlohnt, denn das, was das Opernprojekt des Röka gemeinsam mit der Kurpfalzphilharmonie Heidelberg, der Sopranistin Gunda Baumgärtner und dem Bassbariton Thomas Herberich auf und vor der Bühne inszenierte, darf ohne Zweifel in der Kategorie „große Oper“ verbucht werden.

Zweieinhalb Stunden reine Aufführungszeit, drei Akte, fünf Bilder, zwei Pausen, und das an zwei aufeinander folgenden Tagen - das sind die harten Fakten, welche aber in keinster Weise die tatsächliche Größe der Aufführung von „Rumpelstilzchen“ unter Leitung von Stefan Wasser zu beschreiben vermögen. Denn sowohl die musikalische Untermalung durch das Philharmonieorchester als auch die Sangeskunst der beiden Solisten und die schauspielerische Leistung der Schüler bereiteten dem Publikum mehr als einmal eine Gänsehaut.

Besonders die Rollen des Rumpelstilzchens (Kevin Fischer), der Müllerstochter (Helke Heinemeyer und Vanessa Schumann) und des habgierigen Königs (Cigdem Diken) begeisterten das Publikum. Das Rumpelstilzchen entledigte sich in der Version von Stefan Wasser zudem der traditionellen Reime und präsentierte sich in einer modernen und provokanten Mischung aus Deutsch und Englisch.

Schülerin Jessica Kuhn verknüpfte zwischen den Szenen als Erzählerin die Handlungsstränge miteinander und kommentierte das Geschehen. Gemeinsam mit den Intermezzi des Orchesters schuf sie so einen rundum passenden Rahmen für die Schauspieler und die beiden Opernsänger, welche mit ihrer atemberaubenden Stimmgewalt buchstäblich den Saal zum Beben brachten.

Der glanzvollen Aufführung zugrunde lagen lange Wochen der Vorbereitung und der ehrgeizige Wunsch, dass „Kinder und Erwachsene, Laien und Profis, gemeinsam ein umfangreiches Musikstück erarbeiten“, so Hermann Bläsius, Schulleiter des Röka.

Die Zusammenarbeit darf in diesem Fall als voller Erfolg gewertet werden, denn die Darbietung stand in Virtuosität und Pracht einer Inszenierung auf den großen Bühnen in nichts nach. Sowohl die Proben als auch die Vorstellung selbst dürften für alle Beteiligten eine inspirierende Erfahrung gewesen sein. Stefan Wasser selbst erfüllte sich mit dieser Inszenierung einen lang gehegten Wunsch. Das Publikum zeigte sich ebenfalls in höchstem Maße begeistert und belohnte die Darsteller und Musiker mit frenetischem Applaus.

Mittwoch, 18. Mai 2011

Presse Chor-Orchester-Konzert Burgkirche Bad Dürkheim am 15.05.2011

Nichts geht über das Original

Chor-Orchesterkonzert mit „alter und neuer Barockmusik” in der Burgkirche


Von Roland Happersberger


Bad Dürkheim. Durchaus zufrieden konnte der Zuhörer mit dem Chor-Orchester-Konzert der Bad Dürkheimer Kirchenmusik unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Jürgen E. Müller zum Sonntag „Jubilate” in der Dürkheimer Burgkirche sein. Barockes stand im Mittelpunkt, ansprechend realisiert vom Bad Dürkheimer Kantatenorchester, der Kleinen Cantorey und einer Schar kompetenter Vokal- und Instrumentalsolisten.


Sehr eigenartig der Beginn. Das lag nicht an der Ausführung, sondern am Werk, einem „Concerto grosso für Streicher” des Briten Karl Jenkins. Das Concerto grosso ist eine typische Gattung des Barocks, Jenkins hingegen erblickte im Jahr 1944 das Licht der Welt und ist in Jazz, Pop, Sinfonik und geistlicher Chormusik ebenso zu Hause wie in der Fabrikation von Reklamemusik. Das „Palladio” benannte Concerto grosso sei eine Stilkopie, belehrte das Programm. Sollte da einer fröhlich im Stil des 18. Jahrhunderts komponieren wollen?


Nicht ganz. Das Werk wirkte wie ein Concerto grosso, dem das Concertino abhanden gekommen ist, also die Solisten, die die melodischen Akzente setzen. Immerdar wurden die selben kurzatmigen Motive ostinat wiederholt und bestenfalls leicht variiert, so als sei die Melodiestimme verlorengegangen. Die Art dieser Motive erklärte das Phänomen einigermaßen: So ähnlich wird „Minimal Music” gemacht, aber Jenkins' - übrigens tadellos gespielte - drei Sätze waren nicht immer, aber über weite Strecken schlicht ziemlich langweilig. Sie öffneten aber die Aufmerksamkeit dafür, wie große Anteile der nachfolgenden Werke auf ähnlich zubereitetem Begleitstimmen-Fundament fußten - wobei in ihnen allerdings auch sonst genug passiert.


„Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen”. So beginnt der Eingangschor der Bach-Kantate BWV 12 zum Sonntag Jubilate, deren Thema die Verwandlung dieser Zustände, die von Gottes Hilfe erhoffte Wende zum Guten ist. Die Kantate wurde vorzüglich musiziert, klar aufgebaut, durchsichtig, angemessen und schön. Die Kleine Cantorey bewies Transparenz und Strahlkraft, die drei Solisten - Thomas Nauwartat, eleganter Altus, Andreas Seibert, bestens disponierter Tenor, und Thomas Herberich, ruhig-klarer Bass - gaben Arien und Duetten Ernsthaftigkeit und Ruhe, die Instrumentalbegleitung war ohne Tadel. Wunderschön, mild fließend, zur meditativen Versenkung einladend.


Dann Bachs 3. Brandenburgischen Konzert in G-Dur, das den Musikern einiges an solistischer Standfestigkeit abverlangte. Drei Geigen, drei Bratschen, drei Celli, dazu der Generalbass führen die lebhaften Ecksätze aus, den langsamen Mittelsatz hat Bach nicht notiert, an seine Stelle tritt eine improvisierte „Cadenza”, die Thomas Göttelmann gekonnt am Cembalo ausführte. Das Spiel der Streicher hatte Schwung und Zusammenhang, wobei besonders der erste Geiger, Nils Hilbert, durch entschieden und sicher gestaltendes Spiel für sich einnahm.


Das vielleicht schönste Erlebnis des Konzert war aber Johann Pachelbels Kantate „Jauchzet dem Herren, alle Welt”, in der Machart einfacher als die Bachkantate, aber dadurch oft überraschend. Sie begann, nach kurzer Sonata, mit einem prachtvollen, strahlkräftig vorgetragenen Eingangs- chor, strahlend-frisch danach die Tenor-Arie mit feiner Generalbassbegleitung und Ritornellen, in denen Flöte und Oboe wunderbar musizierten. Ein Höhepunkt: der von einem Solo des Chor-Alts eingeleitete Choral „Nun danket alle Gott”, ein kunstvolles polyphones Gebilde, das die Cantorey durchscheinend und freudesprühend vergegenwärtigte, geradezu jugendlich frisch. Dann ein Duett von Altus und Sopran (Iris Wagner), ungemein vergnügt, harmonisch, klangvoll und fein vorgetragen, dass es eine Freude war, eine knappe, ebenfalls vorzüglich gesungene Bassarie, schließlich eine etwas ausführlichere Arie, in die sich Sopran und Tenor teilten, dann die abermals strahlende Schlussfuge.


Das alles war auch musikalisch so reich erfunden, so knapp und im Grunde einfach verarbeitet, dass das Musizieren merklich Spaß machte. Und so war auch der Schlussbeifall verdientermaßen herzlich und ausgiebig, die Schlussdoxologie der Pachelbelkantate wurde als Zugabe gerne wiederholt.

Dienstag, 26. April 2011

Presse Homilius Landau Stiftskirche Karfreitag 2011

Blick auf die Passion

Gottfried August Homilius' Passionsoratorium „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld” mit Landauer Kantorei und das Südpfälzische Kammerorchester unter Stefan Viegelahn in der Stiftskirche.

Es hat etwas Gegensätzliches, Widersprüchliches an sich, am Tag nach Ostern über den Karfreitag nachzusinnen, wenn bereits das freudevolle Halleluja um den Sieg über den Tod erklungen ist, nun aber in der Betrachtung des Geschehens auf Golgatha der schwere Klang tiefer Trauer und wehmütiger Klage nochmals nachhallt, die es begleitet haben.

Karfreitag, kirchenmusikalisch gefeiert, ist meist ohne Bach nicht denkbar. Diesmal aber haben die Landauer Kantorei und das Südpfälzische Kammerorchester das kompositorische Schaffen eines anderen in den Mittelpunkt gerückt und Gottfried August Homilius ins Blickfeld gehoben, von dem es heißt, dass er zu Lebzeiten und noch Jahrzehnte danach weit berühmter gewesen sei als sein Lehrer Johann Sebastian Bach. Wieder zahlte sich in Verständnis erweckender Weise die schätzenswerte Gewohnheit der Stiftskantorei aus, mit dem im Programm enthaltenen Geleittext Gertie Pohlit zu Wort kommen zu lassen, die in kluger Hinführung Leben und Werk von Homilius erschloss. Mancher wird zuvor bei der Erwähnung des Namens mit den Achseln gezuckt haben; nun wusste man aber, dass man einem Komponisten begegnen würde, der bei seinen Zeitgenossen hohes Ansehen genoss und sich durch reiches Schaffen auszeichnete.

Aufgeführt haben Kantorei und Kammerorchester mit „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld” ein Passionsoratorium, das sich von Bachs oratorischen Passionsvertonungen deutlich unterschiedet. Hier richtet ein nachbetrachtender Außenstehender den Blick auf die Vorgänge, ein Pfarrer mit Namen Ernst August Buschmann, der wohl häufiger für Homilius gearbeitet hat. Ihm stand er gleichsam als Berichterstatter zur Seite. Die Schilderung des Geschehens in Rezitativen und Arien wird mit weitgehend bekannten Chorälen verbunden. Diese geben dem Hörer als gedankliche Brückenpfeiler das Geleit durch die textliche und kompositorische Schöpfung.

Kantorei und Kammerorchester unter der Leitung von Stifts- und Bezirkskantor Stefan Viegelahn haben die Komposition in hoher harmonischer Übereinstimmung mit den Solisten Katharine Hannah Weber, Sopran, Judith Ritter, Alt, Steffen Barkawitz, Tenor und Thomas Herberich, Bass, wiedergegeben: bewährte und verlässliche Interpreten kirchenmusikalischer Literatur. Der ansehnliche Besuch bestätigte erneut die weitreichende Resonanz der Konzerte in der Stiftskirche. Auch Kirchenpräsident Christian Schad gehörte zu den Gästen des Konzerts.

In tadelsfreier vokaler und instrumentaler Artikulation war es ein akustisches Erlebnis, eine weitere Perle in der Kette der Darbietungen, die für die vorbildliche Pflege der Kirchenmusik an der Stiftskirche sprechen. Anders als mit reichem, überzeugendem Beifall nach der Totenglocke am Ende konnte diese Leistung nicht gewürdigt werden. (hd)

Mittwoch, 23. März 2011

KONZERT „Musik zum Buch Hiob“ in Kleiner Kirche Alzey

Zu Unrecht vergessene Meister

16.03.2011 01:00 Uhr - ALZEY

KONZERT „Musik zum Buch Hiob“ in Kleiner Kirche

(jwg). Weitgehend unbekannte Kompositionen standen beim Konzert der Evangelischen Kirchengemeinde unter dem Titel „Musik zum Buch Hiob“ in der Kleinen Kirche auf dem Programm. Der Bassist Thomas Herberich und Jürgen E. Müller an der Stumm-Orgel beeindruckten die Zuhörer mit ihrem ausdrucksstarken Vortrag und einer Auswahl wenig gehörter Meisterwerke.

Eine Ausnahme bildete die zweite Orgelsonate in c-moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Sie gehört zu den Meisterwerken der romantischen Orgelkunst. Voller reizvoller, zukunftsweisender Harmonien und klassisch-romantischer Melodieführung, ist sie doch deutlich von ihren barocken Vorbildern geprägt.

Von Samuel Scheidt und Johann Gottfried Walther stammen die Orgelchoräle zu „Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen“. Deutlich war der Unterschied der frühbarocken, vom Organisten durch eine altertümliche, grellfarbene Registrierung unterstützten Bearbeitung Scheidts zu der ausladenden, hochbarocken Version Johann Gottfried Walthers zu erkennen. Mit Sebastian de Brossards Kantate „O plenus irarium dies“ stand ein weiteres barockes Werk eines offenbar unterschätzten Komponisten auf dem Programm. De Brossard, eigentlich mehr als Sammler und Herausgeber von alter Orgelmusik bekannt, beherrschte alle Mittel der barocken Kompositionskunst: Ausdruckskraft, Dramatik, musikalische Symbolik, dazu natürlich alle Formen polyphoner Satztechnik. Thomas Herberich belebte das Stück zusätzlich mit seinem Gestaltungsreichtum. Von dramatischen Ausbrüchen über lange Koloraturpassagen bis zu ruhigen, zarten Tönen überzeugte er vollkommen mit seiner kräftigen, sonoren Bassstimme, die bei diesem Stück große Flexibilität und darüber hinaus auch einen großen Tonumfang erfordert.

Dass Thomas Herberich auch ein überzeugender Rezitator ist, stellte er mit seinem Vortrag ausgewählter Passagen aus dem Buch „Hiob“ unter Beweis. Diese bilden die Grundlage für die spätromantisch, teilweise auch impressionistischen Orgelzwischenspiele des schwedischen Komponisten und Organisten Oskar Lindberg. Dem gewaltigen Stoff angemessen schwer und tiefgründig, sind diese Musikstücke dennoch ansprechend.

Von Johann Rosenmüllers, einem wiederum fast vergessenen, aber durchaus bedeutsamen Barockkomponisten mit abenteuerlicher Lebensgeschichte, stammt die Kantate „Von den himmlischen Freuden“ für Bass und Basso continuo, welche den Abschluss dieses hochinteressanten Konzertes bildete.

„Wirf Dich in den Staub” Pressestimme zum Konzert am 15.03.11 in der Schloßkirche Bad Dürkheim

„Wirf Dich in den Staub”

Herberich und Müller bieten beim Konzert zur Passionszeit in der Schlosskirche alttestamentarische Strenge

Von Inge Kirsch

Bad Dürkheim. „Beuge Dich, o Menschenseele" lautet der Titel einer „geistlichen Szene für mittlere Stimme und Orgel” des aus Mannheim stammenden, 2009 verstorbenen Komponisten Giselher Klebe. Das Stück gab auch dem Konzert zur Passionszeit den Namen, das der Bass-Bariton Thomas Herberich und Jürgen E. Müller an der Orgel am Dienstag in der Schlosskirche in Bad Dürkheim aufführten.

Ein jäh einsetzender, langgezogener Ton der Orgel und die ebenso jäh einsetzende, voll tönende Stimme des Bass-Baritons klangen, als wenn einer der alten Propheten das Volk zur Umkehr riefe. In einem dramatischen zwölftonigen Vortrag werden die Allgewalt Gottes und die Nichtigkeit des Menschen beschworen. Des Menschen lächerliche Arbeiten, die er gegen die dröhnende Macht Gottes zu verteidigen sucht, seine schwachen Argumente, werden in meckernden, disharmonischen Tönen der Orgel abgetan, die Arbeiten Gottes laut bis schrill intoniert. Die Orgel braust förmlich bei der Aufforderung „Wirf Dich in den Staub vor Deinem Herrn und Gott!”, die Singstimme ist kaum noch zu hören. Die Beschwörung der „fliehenden Menschenseele” sich zu demütigen wird oft von lang anhaltenden Orgeltönen dramatisch unterstrichen. Endlich aber kommt der Lohn der Demütigung, die Farben der Musik hellen sich auf, die Töne steigen an, der Mensch wird als Kind Gottes in dessen Herrlichkeit aufgenommen.

Die folgenden Orgelchoräle zu Lied 518 des Evangelischen Gesangbuchs „Mitten in Leben sind wir vom Tode umfangen” entsprachen dann wieder mehr den vorherrschenden Hörgewohnheiten. Sie sind auch thematisch verbunden mit dem folgenden „O plenus irarium dies” des französischen Barockkomponisten Sebastien de Brossard. Der Tag des Zornes Gottes und des Untergangs der Welt wird von Thomas Herberich souverän mit diffizilen Koloraturen gestaltet. Die „Stürme des Untergangs” gehen über in ein sanft klingendes, nicht von Angst verzerrtes kindliches Gottvertrauen.

Ganz anders die Musik zum Buch Hiob des spätromantischen schwedischen Komponisten Oskar Lindberg: Hier wechseln sich Orgel und Rezitation ab. Der Sänger erzählt die Geschichte des Hiob. Die Personen, Hiob, seine Frau, seine Besucher, der Teufel und Gott, werden durch das Orgelspiel charakterisiert. Nur einmal, als Hiob Gott angeklagt hat und dieser ihm antwortet, im Wendepunkt der Geschichte, dem „Melodram”, erklingen Stimme und Orgel gemeinsam. Gott in seiner Macht verweist Hiob auf seinen Platz in der Schöpfung, seine beschränkte Einsicht berechtigt ihn nicht, mit Gott zu hadern, egal, welche Strafen er ihm schickt. Oskar Lindberg hat dieses Stück in Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Anders de Wahl geschrieben, und Thomas Herberich war hier auch in seinen schauspielerischen Fähigkeiten gefordert. Die sonore Stimme Gottes kontrastierte er merklich mit der metallisch gepressten Stimme des Satans und dem hämischen Ton von Hiobs Frau.

Hiob wird schließlich doch noch von Gott entschädigt und belohnt, so, wie es auch im letzten Stück, „Von den himmlischen Freuden” versprochen wird. Der Barockkomponist Johann Rosenmüller, der von seinen Reisen den italienischen Stil kannte, zeigt hier eine Form der symmetrisch konstruierten Solo-Kantate. Warnend werden die Menschen beschworen, ihr Heil nicht zu verspielen. Das Konzert endet mit einem vielfach wiederholten Amen, so sei es, „dass wir nach dem Tod erstehen, dass wir Gott im Glanze sehen.” So getröstet konnte das nicht sehr zahlreich erschienene Publikum seinen reichlichen Applaus für ein sehr vielfältiges Konzert spenden. Thomas Herberich war etwas erkältet und musste sich ab und zu räuspern, das tat aber der Qualität seines Vortrags keinen Abbruch.

Requiem von Herbert Blendinger in Maudach

Homogener Klang

Requiem von Herbert Blendinger in Maudach

Von Uwe Engel

Die Aufführung eines Werks ihres 75 Jahre alt gewordenen Bruders, des Komponisten Herbert Blendinger, war der große Wunsch von Roselore Poignée-Blendinger. Diese war lange Solocellistin der Staatsphilharmonie und ist heute Vorsitzende des Kulturförderkreises in Maudach. Im dortigen Gemeinschaftssaal konnten die Besucher nun mit Blendingers Requiem ein ebenso unbekanntes wie hochinteressantes Chorwerk kennenlernen.

Der 1936 als Spross einer fränkischen Musikerfamilie geborene Herbert Blendinger war als Kammermusiker in verschiedenen Ensembles und als Solobratschist bei den Bamberger Sinfonikern und beim Bayerischen Staatsorchester in München tätig. Später dann hatte er eine Professur für Viola an der Musikhochschule in Graz. Er wirkte dabei immer auch als Komponist fast aller Gattungen und wurde für sein Oeuvre auch mit Preisen ausgezeichnet. Sein Requiem op. 75 für Chor und Orchester und zwei Gesangsstimmen entstand vor zehn Jahren. Uraufgeführt wurde es im Dom von Graz.

Die deutsche Erstaufführung fand 2008 in Bad Dürkheim statt, auf Initiative und unter Leitung des Dürkheimer Kirchenmusikdirektors Jürgen E. Müller. Mit denselben Interpreten war das Werk nun in Maudach zu hören: der Kleinen Cantorey Bad Dürkkeim und den Kammersolisten Ludwigshafen. Wobei die Namen der Ensembles leichte Untertreibungen sind. Die Kleine Cantorey ist ein stattlicher mit 40 Stimmen besetzter Chor, und die Kammersolisten sind ein ausgewachsenes Sinfonieorchester in voller Bläser- und etwas reduzierter Streicherbesetzung, bestehend vor allem aus Mitgliedern der Staatsphilharmonie.

Blendingers Requiem ist ein interessantes Werk, geprägt von musikalischer Frische, abwechslungsreich und spannend vom ersten bis zum letzten Takt. Blendinger ist kein Avantgardist. Die Musik bleibt stets tonal, ist aber voller ungewöhnlicher harmonischer Wendungen in Harmonik und Melodik. Das Kyrie ist nicht von verhaltener Innerlichkeit, sondern von lautstarken Rufen bestimmt, und expressiv stellen sich auch die andern Teile dar.

Jürgen E. Müller hat mit seiner Kleinen Cantorey hervorragende Arbeit geleistet. Die Tempi stimmen durchweg, sodass sich die Musik entfalten kann, der homogen klingende Chor singt bei der anspruchsvollen Materie immer präzise und klar, dabei prägnant phrasierend. Sicher und klangvoll auch das Orchester, wenn auch gelegentlich in der vollen Besetzung eine Kleinigkeit zu mächtig für den kleinen Saal, was auch an der farbigen, aber dichten Instrumentation des für die Aufführung in einem großen Dom konzipierten Werks lag. Eindringlich gestaltete die Mezzosopranistin Susanne Kraus-Hornung ihren Solopart, ein großartige Leistung lieferte auch der Bassbariton Thomas Herberich.

Dienstag, 18. Januar 2011

Verdi Requiem Worms Ausschnitte Thomas Herberich Bass

Weihnachtsoratorium Thomas Herberich Bass Zusammenschnitt

Pressestimme zum Weihnachtsoratorium in Frankenthal am 15.01.11

..Bleibt noch die Stimme mit der größten Ausstrahlung. Der routinierte Bassist Thomas Herberich demonstrierte alle Tugenden, die ein Sänger haben sollte: völlige Ausgeglichenheit, Ausdrucksstärke, weiches Timbre, das auch kraftvoll auftrumpfen kann, saubere Artikulation bis in die höchsten Lagen. Sein Rollen-Verständnis war beispielhaft...