Freitag, 20. Dezember 2013

Besprechung Mendelssohn Paulus Konzert vom 15.12.13 in der Landauer Stiftskirche

Klangfarben von  großer Schönheit
Mendelssohns „Paulus“ in der Stiftskirche in Landau
Es wurde bei der Uraufführungen 1836 und in den folgenden Jahren mit Beifallsstürmen bedacht und seine Berühmtheit erst im 20. Jahrhundert durch die des „Elias“ übertroffen: Mendelssohns Oratorium „Paulus“. Wer am Sonntag der Aufführung  durch die Landauer Kantorei an der Stiftskirche beiwohnte und in die wunderbare Klangfülle der Mendelssohn'schen Tonwelten abtauchen durfte, sah bestätigt, dass dieses Werk zu Unrecht im Schatten des anderen großen Mendelssohn-Oratoriums steht.Auch dieses Konzert, traditionell am dritten Sonntag im Advent gegeben, erwies sich, wie alle Konzerte dieses Chors, als Publikumsmagnet: Die Stiftskirche war bis auf den letzten Platz besetzt und der lange anhaltende Beifall am Ende ließ erkennen, dass der letzte Ton noch viel zu schnell verklungen war.Es erfüllte die Zuhörer mit Freude, der Wiedergabe des „Paulus“ durch die etwa 100 Sängerinnen und Sänger umfassende Landauer Kantorei, komplettiert von einem Solistenquartett und dem Südpfälzischen Kammerorchester, unter der Leitung von Stiftskantor Stefan Viegelahn zu lauschen. Viegelahn setzte auf eine kompakte, in sich geschlossene Darbietung, frei von jeglicher Übertreibung und Überzeichnung, zu der das Geschehen, im ersten Teil die Predigt und die Steinigung des Stephanus, die Bekehrung des Paulus durch die Vision vor Damaskus, im zweiten Teil das Wirken des Apostels und seine Verfolgung, verleiten könnte.
Die Dramatik wurde durch exakt ausbalancierte Dynamik zwischen Chor, Solisten und Orchester, durch prägnant gezeichnete Linien, Präzision bei den Einsätzen und durch wohldurchdachte Agogik sorgfältig aufgebaut, behutsam gesteigert und in lupenreinem Klang und angemessenen Tempi unaufdringlich zu Höhepunkten geführt.
Diese Gediegenheit, ergänzt durch das leidenschaftliche Melos der lyrischen Betrachtungen, gab Viegelahns Interpretation eine Ausdruckskraft, die kaum zu überbieten ist. Kurz gesagt: Die Aufführung war großartig und setzt Maßstäbe!
Die biblische Erzählung ist auf die Solisten, auf Sopran, Alt und Tenor, verteilt. Paulus und zwei falsche Zeugen erscheinen als Bass, Stephanus, Ananias und Barnabas als Tenor. Der Chor hat dramatische und betrachtende Funktion. Die Ouverture, die mit dem Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ beginnt, in eine Fuge mündet und in einer Schlussfanfare endet, entfaltete das Südpfälzische Kammerorchester prachtvoll.
 In dem bewegten Eingangschor „Herr! Du bist Gott, der Himmel und Erde und das Meer gemacht hat“ bestachen von Anfang an die Harmonie und Reinheit, im Schlusschor die Klanggewalt der Fuge „Lobe den Herrn, meine Seele“. Die dramatischen Chorsätze wurden, dem Text nachspürend, gediegen-lebendig dargeboten oder innig-expressiv. Die Choräle mit ihrer zu Herzen gehenden Melodik und ihrer einzigartigen Klanglichkeit waren von fast übersinnlicher Kraft.
Großen Anteil am Erfolg dieser Aufführung hatten auch die Solisten. Cornelia Winter beeindruckte nicht nur mit ihrem klangvollen, brillant leuchtenden Sopran (wenn auch anfangs nicht immer ohne Schärfen bei den Spitzentönen), sondern auch durch ihre sensible Gestaltung. Sandra Stahlhebers warm timbrierter Alt strömte in wunderbarer Fülle dahin. Für einen betörenden Genuss sorgte Andreas Wagner mit seinem makellos geführten, in allen Lagen strahlenden Tenor. Die Kavatine „Sei getreu bis in den Tod“,  eines der schönsten Stücke des Oratoriums, wurde in seiner Wiedergabe zu einem Juwel von unvergleichlichem emotionalen Tiefgang. Klangfarben von  großer Schönheit. Thomas Herberich hauchte mit markantem Bass seinen Protagonisten Leben ein.
Mit dem Chor und den Solisten verband sich das Südpfälzische Kammerorchester in bewundernswerter Harmonie. Es erzeugte Klangfarben von überwältigender Schönheit und machte so manche Arie zum musikalischen Edelstein. (wgm)

Dienstag, 10. September 2013


Premiere am Pult
Kirchenmusik auf dem Dörfel in der Schifferstadter Lutherkirche erstmals mit dem neuen Dirigenten Georg Metz 
Alljährlich Anfang September findet in und um die Schifferstadter Lutherkirche herum das Dörfelfest statt. So auch dieses Jahr. Eingeleitet wurde es mit einem Konzert des Projektchors des Ökumenischen Chores Schifferstadt.
Nachdem der langjährige Leiter des Chors, Klaus Link, im letztjährigen Herbst verstorben war, stand nun erstmals bei einer ”Kirchenmusik auf dem Dörfel” der neue Dirigent Georg Metz am Pult und spielte auch die Orgel. Solisten waren der Bass-Bariton Thomas Herberich und Christian Schmidt an der Fagott.
Begleitet wurde das Konzert von einem kleinen amüsanten Zwischenfall: Wegen der ungewöhnlich hohen Temperaturen hatte man die Kirchentür offen gelassen. Eine Katze, die offenbar von den Klängen angelockt wurde, nutzte dies, um in die Kirche zu laufen und vor den Füßen der Chorsänger hin und her zu spazieren. Es war aber nun beileibe keine Katzenmusik, die da zu hören war - im Gegenteil: Chor und Solisten ließen sich nicht irritieren, agierten in diesem Moment genauso konzentriert wie den ganzen Abend. Alle Beteiligten vermochten die Zuhörer in der vollbesetzten Kirche zu begeistern.
Mit Georg Metz ist es dem Ökumenischen Chor gelungen, einen überaus versierten und renommierten Leiter zu gewinnen. Der aus Jockgrim stammende Metz war nach Stationen an verschiedenen deutschen Theatern erster Chordirektor an der Deutschen Oper Berlin und am Nationaltheater Mannheim. Nach dieser Zeit wirkte er als freier Dirigent, hat in der Rhein-Neckar-Region viele Chöre geleitet. Seine Qualität als Chorleiter konnte er in Schifferstadt beweisen. Mit eindringlicher, suggestiver Zeichengebung animiert Georg Metz den Ökumenischen Chor zu wohlklingendem und ausdrucksstarkem Gesang.
Von seinem Vorgänger übernommen hat er das Konzept eines durchgestalteten Programms. Das Motto hieß diesmal ”Der Tag im Leben eines Christen”. Es war eingeteilt in drei Abschnitte zu den Themen Morgen, Mittag und Abend. Zu Beginn erklang ”Brich an, du schönes Morgenlicht” aus Bachs ”Weihnachtsoratorium”. Sicher und klar wurden die polyphonen Verläufe gestaltet, ebenso wie bei den anderen älteren Sätzen. Mit innigem Gefühl kam dann die Romantik von Friedrich Silchers ”Jauchzet dem Herrn” und Conradin Kreutzers ”Schon die Abendglocken” herüber. Große dynamische Spannweite vom zarten Piano bis zum mächtigen Fortissimo gab es in Max Regers ”Dein o Herr ist die Kraft”.
Der Bassbariton Thomas Herberich hat eine enge Beziehung zum Ökumenischen Chor und seinen Leitern. Und das nicht nur, weil er oft mit ihm singt: Klaus Link war sein Entdecker, mit Georg Metz arbeitet er regelmäßig zusammen und hat ihn auch mit dem Schifferstadter Chor zusammengebracht. Mit machtvoller Stimme, verständlich und klar in der Diktion, sang Herberich etwa ”Frühmorgens wenn die Hähne krähn” von Franz Abt oder Silchers ”Das ist der Tag des Herrn” und weitere Solobeiträge.
Dass das Fagott weit mehr ist als ein etwas skurril aussehendes Instrument, das im Holzbläsersatz die Basslinien spielt, zeigte Christian Schmidt, als er melodiös vier Sätze des Barockmeisters Joseph Bodin de Boismortier vortrug. Zum Abschluss fanden sich alle Mitwirkenden zusammen bei dem Hymnus ”Du lässt den Tag” von Clement Scholefield. Zwischen den einzelnen Blöcken sprach Pfarrerin Barbara Abel-Pohlack jeweils ein Gebet zu den einzelnen Tageszeiten. Von Uwe Engel