Dienstag, 30. November 2010

„Tag des Zorns“ ein wilder Sturm Verdi Requiem in Worms

„Tag des Zorns“ ein wilder Sturm

16.11.2010 - WORMS Von Gunter Weigand KONZERT Bachchor, Alzeyer Kantorei und Heidelberger Kantatenorchester mit Verdis „Requiem“ in Dreifaltigkeitskirche

Ein Konzertereignis solcher Größe gibt es in Worms nicht alle Tage: Der Wormser Bachchor und die Alzeyer Kantorei begeisterten mit einer packenden Aufführung von Giuseppe Verdis Messa da Requiem für Solistenquartett, Chor und Orchester unter der Leitung von Kantorin Ellen Drolshagen.Man kann sich kaum vorstellen, wie viele Stunden ihrer Freizeit die Sänger in den letzten Monaten geopfert haben müssen, um für diesen Tag so gut gerüstet zu sein. Während Ellen Drolshagen das monumentale Werk mit den Wormsern einstudiert hatte, zeichnete ihr Kollege Hartmut Müller für die Vorbereitung in Alzey verantwortlich. Besonders nachhaltigen Eindruck hinterließ das massive „Dies irae“, das wie ein Leitmotiv noch mehrmals im Verlauf des Requiems wiederkehren sollte. Der Chor verkündete stimmgewaltig den „Heiligen Zorn“, während das Heidelberger Kantatenorchester in wildem Sturm die absteigenden Figuren spielten. Das Schlagwerk agierte so heftig, dass man sich den Tag des Jüngsten Gerichts lebhaft vorstellen konnte.Die Solistenpartien waren vorzüglich besetzt, allen voran Xavier Morano als Tenor. Das lyrische „Ingemisco“ erklang in seiner Interpretation in strahlender Schönheit und hätte in einer Oper ebenfalls eine gute Figur gemacht. Auch Uta Grunewald (Mezzosopran) konnte mit ihrem zarten, aber durchsetzungsfähigen Timbre restlos überzeugen. Sie harmonierte gut mit der Sopranistin Jacqueline Treichler, was sich in einem berückend schönen „Recordare“ niederschlug.

Thomas Herberich brachte seinen Bass gut zur Entfaltung, zeigte beim bedrohlichen „Confutatis“ die dunkleren Aspekte seiner fassettenreichen Stimme, während er an anderer Stelle auch mit sanft gesungenen Partien gefiel.

Es war schon eine beeindruckende Leistung, wie Ellen Drolshagen diesen massigen Klangkörper über fast neunzig Minuten im Griff hatte und nach ihrem Willen bewegte. Das Orchester schlug nicht über die Stränge, war im Gesamtklang zu Chor und Solisten gut positioniert. Die Celli leisteten sich im „Offertorio“ bei ihrer deutlich hervortretenden Figur einige intonatorische Patzer, machten dies jedoch durch ausdrucksvolles Spiel wieder wett. In „Libera me“ gelang den Musikern der vielleicht schönste Moment des ganzen Requiems. Jaqueline Treichler glänzte hier mit einem großartigen Solo, das nur vom Chor begleitet wurde. Bevor es dann aufs Ende zuging, drehte auch das Orchester nochmals auf, um dann leise auszuklingen. Der Chor hauchte noch zweimal „Libera me“, dann war das Requiem beendet. Minutenlang prasselte der Beifall auf alle Beteiligten ein, die zu Recht auf diese Aufführung stolz sein konnten. Nicht nur die individuellen Leistungen waren gut, sondern auch das Zusammenwirken der einzelnen Gruppen.

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Dienstag, 9. November 2010

Tod und sanfte Töne des Lichts

Tod und sanfte Töne des Lichts

09.11.2010 - ALZEY
Von Jürgen Gündner
KONZERT Kantorei und Bachchor führen mit Orchester Verdis Requiem auf / Große Stimmen der Solisten
Ein musikalisches Großereignis konnten die zahlreichen Zuhörer in der voll besetzten Nikolaikirche am Sonntagabend erleben: Giuseppe Verdis monumentales Requiem für Solistenquartett, Chor und großes Orchester erklang unter der Leitung von Kantor Hartmut Müller.
Fast ein Jahr lang probten die Sänger der Alzeyer Kantorei und des Bachchors Worms, um nun dieses gewaltige Werk aufführen zu können. Hartmut Müller hatte dabei die Einstudierung in Alzey übernommen, Ellen Drolshagen machte die Sänger in Worms mit dem schwierigen Opus vertraut. Als Solisten konnte man namhafte, auch international bekannte Sänger gewinnen - mit dem Heidelberger Kantatenorchester fand man ein professionelles Orchester.
Verdis „Messa da requiem“ stellt vielleicht den Höhepunkt der romantischen Kirchenmusik dar. Jedenfalls drückt es die tiefsten Abgründe, den Tod und die Furcht des Menschen vor den Schrecknissen eines „Jüngsten Gerichts“ in eindringlicher Weise aus, ebenso aber auch die sanften Töne des Lichts, der Hoffnung.
Von den vielen ergreifenden Stellen können nur einige herausgehoben werden: Überwältigend das „Dies irae“, bei dem der stimmstarke Chor und der volle Orchesterklang wirklich die Furcht vor dem Zorn Gottes heraufbeschworen, die Streichinstrumente dabei mit Genauigkeit die halsbrecherischen Figuren meisterten. Oder - neben dem herrlichen „Sanctus“ - das „Libera me“, bei dem die Chorsänger nochmals ihr ganzes Können zeigen konnten: absolute Tonsicherheit, Homogenität in den einzelnen Stimmen, Klangfülle, Genauigkeit in den Absprachen und nicht zuletzt auch Ausdauer, die das über einstündige Werk unbedingt erfordert.
Im „Offertorio“ und in den einzelnen Teilen des „Dies irae“ konnten die großen Stimmen der Solisten erstrahlen: Jaqueline Treichler als wunderbar lyrisch geführter Sopran etwa, der sich allerdings auch zu dramatischer Höhe aufschwingen konnte. Uta Grunewald mit einem sehr musikalisch angelegten Mezzosopran. Xavier Moreno als klangschöner, strahlender, aber auch facettenreicher Tenor und Thomas Herberich als ausdrucksstarker Bass, welcher sich besonders in den tiefen Lagen in seiner ganzen Fülle entfalten konnte.
Insgesamt war es eine Aufführung, die einen großen Eindruck hinterließ. Die langwierige Arbeit mit dem Chor hatte sich gelohnt: Alles war sehr genau, aber auch mit der nötigen Intensität gesungen, die Solisten konnten sich auf dieser Basis wunderbar entfalten; das Orchester spielte wie aus einem Guss. Eine Gesamtleistung, die nicht zuletzt auch dem Dirigat Hartmut Müllers zu verdanken ist und mit „Standing ovations“ bedacht wurde.