Freitag, 11. April 2014

Besprechung Matthäuspassion Olpe vom 6.04.2014

Gewaltiger Klangkörper und tief beeindruckendes Werk
11.04.2014 | 00:16 Uhr

Olpe. Trotz aller Säkularisierung berührt die Passionsgeschichte auch heute noch die Menschen bis tief in ihr Innerstes. So wie am vergangenen Sonntag, als Johann Sebastian Bachs „Matthäus-Passion“ in der St.- Martinus-Kirche aufgeführt wurde.


Oratorische Passion
Mit den Kammerchören von Olpe und Schmallenberg (dieser unter Einstudierung durch Ulrich Schauerte), dem Vokalkurs am St. Franziskus Gymnasium Olpe und der Camerata Instrumentale Siegen, begleitet an der Continuo-Orgel von Thomas Grütz und Dieter Moers, beeindruckte ein gewaltiger Klangkörper, bereichert durch die Solisten und unter der Gesamtleitung von Dietmar Schneider die Zuhörer im voll besetzten Gotteshaus.

Auch unter Berücksichtigung der Einführung durch Professor Paul Thissen, Leiter des Referats für Kirchenmusik in Paderborn, sei erwähnt, dass es sich hier um eine oratorische Passion handelt: Librettist Christian Friedrich Henrici, besser bekannt unter seinem Pseudonym „Picander“, fügte der biblischen Grundlage des Matthäus-Evangeliums ergänzende Textstrukturen hinzu und führte durch „Tochter Zion“ eine allegorische Figur ein; hierdurch hatte Bach die Möglichkeit, doppelchörig und dialogisch zu komponieren.

Schon der Eingangssatz zog die Menschen hinein in das dramatische Geschehen; nach der Orchestereinleitung beklagte Chor I als Tochter Zion, dabei immer wieder unterbrochen von Chor II, den fragenden Gläubigen, den Kreuzweg Jesu.

Voller Inbrunst
Eine tragende Rolle in der Partie des episch schildernden Evangelisten hatte Jörg Nitschke mit seinem warmen und dennoch kräftigen, bestens akzentuierten Tenor. Zudem überzeugte er, ebenso wie Sebastian Kleins ausdrucksvoller Bass, beim Vortrag der Arien. Thomas Herberich personifizierte den leidenden Christus mit wohltönendem Bass, dabei sozusagen als „Heiligenschein“ begleitet vom Streicherklang; nur bei dessen zutiefst ergreifendem Stoßgebet „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ schwiegen in Trauer auch die Streicher.

Voller Inbrunst und mit einem wunderschönen Alt sang sich Christina Bock sowohl solo, als auch zusammen mit dem kristallklaren Sopran von Christine Wolff, in die Herzen der Anwesenden.

Sehr bewegend
Einfach faszinierend erschien diese Kombination von Bibeltexten und Kommentaren, von solistischen Einwürfen und aufbrausendem Chor, der manches Mal als Meute seinen Hass schier herausschleuderte; sehr bewegend in Melodik und Text waren die immer wiederkehrenden und doch unterschiedlich expressiven Choräle, dabei in ihrer jeweiligen Stimmung einfühlsam vom Orchester begleitet.

Die Klage der gläubigen, von Jesu Abschied nehmenden Gemeinde - ein Rezitativ der vier Solisten im Dialog mit Chor II - ähnelte fast einem Wiegenlied; bis schließlich die Klangfülle beider Chöre („Wir setzen uns mit Tränen nieder“) das tief beeindruckende Werk beendete.

Julia Eiden

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