Dienstag, 9. November 2010

Tod und sanfte Töne des Lichts

Tod und sanfte Töne des Lichts

09.11.2010 - ALZEY
Von Jürgen Gündner
KONZERT Kantorei und Bachchor führen mit Orchester Verdis Requiem auf / Große Stimmen der Solisten
Ein musikalisches Großereignis konnten die zahlreichen Zuhörer in der voll besetzten Nikolaikirche am Sonntagabend erleben: Giuseppe Verdis monumentales Requiem für Solistenquartett, Chor und großes Orchester erklang unter der Leitung von Kantor Hartmut Müller.
Fast ein Jahr lang probten die Sänger der Alzeyer Kantorei und des Bachchors Worms, um nun dieses gewaltige Werk aufführen zu können. Hartmut Müller hatte dabei die Einstudierung in Alzey übernommen, Ellen Drolshagen machte die Sänger in Worms mit dem schwierigen Opus vertraut. Als Solisten konnte man namhafte, auch international bekannte Sänger gewinnen - mit dem Heidelberger Kantatenorchester fand man ein professionelles Orchester.
Verdis „Messa da requiem“ stellt vielleicht den Höhepunkt der romantischen Kirchenmusik dar. Jedenfalls drückt es die tiefsten Abgründe, den Tod und die Furcht des Menschen vor den Schrecknissen eines „Jüngsten Gerichts“ in eindringlicher Weise aus, ebenso aber auch die sanften Töne des Lichts, der Hoffnung.
Von den vielen ergreifenden Stellen können nur einige herausgehoben werden: Überwältigend das „Dies irae“, bei dem der stimmstarke Chor und der volle Orchesterklang wirklich die Furcht vor dem Zorn Gottes heraufbeschworen, die Streichinstrumente dabei mit Genauigkeit die halsbrecherischen Figuren meisterten. Oder - neben dem herrlichen „Sanctus“ - das „Libera me“, bei dem die Chorsänger nochmals ihr ganzes Können zeigen konnten: absolute Tonsicherheit, Homogenität in den einzelnen Stimmen, Klangfülle, Genauigkeit in den Absprachen und nicht zuletzt auch Ausdauer, die das über einstündige Werk unbedingt erfordert.
Im „Offertorio“ und in den einzelnen Teilen des „Dies irae“ konnten die großen Stimmen der Solisten erstrahlen: Jaqueline Treichler als wunderbar lyrisch geführter Sopran etwa, der sich allerdings auch zu dramatischer Höhe aufschwingen konnte. Uta Grunewald mit einem sehr musikalisch angelegten Mezzosopran. Xavier Moreno als klangschöner, strahlender, aber auch facettenreicher Tenor und Thomas Herberich als ausdrucksstarker Bass, welcher sich besonders in den tiefen Lagen in seiner ganzen Fülle entfalten konnte.
Insgesamt war es eine Aufführung, die einen großen Eindruck hinterließ. Die langwierige Arbeit mit dem Chor hatte sich gelohnt: Alles war sehr genau, aber auch mit der nötigen Intensität gesungen, die Solisten konnten sich auf dieser Basis wunderbar entfalten; das Orchester spielte wie aus einem Guss. Eine Gesamtleistung, die nicht zuletzt auch dem Dirigat Hartmut Müllers zu verdanken ist und mit „Standing ovations“ bedacht wurde.

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