Mittwoch, 5. Oktober 2011

Presse zur Uraufführung "Kaltes Herz"

„Kaltes Herz“ rührt an

05.10.2011 - WORMS

Von Angela Zimmermann

KINDERTHEATER Uraufführung begeistert

Der Köhlerjunge Peter Munk (Thomas Jakobs) ist traurig. Wie gerne wäre er ein reicher Mann, stattdessen muss er Tag ein, Tag aus Holz zu Holzkohle verarbeiten. Peter Munk ist die Hauptfigur des neuen Musiktheaterstücks „Das kalte Herz“ der Musik-Bühne Mannheim, das im Wormser Theater nun uraufgeführt wurde.

Grundlage des musikalischen Märchens, geschrieben von Eberhard Streul, ist das gleichnamige Märchen von Wilhelm Hauff. Im „Wormser“ begeisterte Streuls Inszenierung Jung und Alt gleichermaßen. Klug, spannend und romantisch bringt Streul das Märchen auf die Bühne. Frank Steuerwalds Kompostionen verzaubern die Zuschauer und rühren die Herzen an. Im Zentrum der Handlung steht der arme Thor Peter, der unsterblich in Lisbeth (Anne-Kathrin Herzog) verliebt ist. Doch die tanzt lieber mit dem „Tanzprinz“ (Anne-Kathrin Herzog), der jedes Parkett zum Glühen bringt. Da kommt Peter eine Idee. Da er ein „Sonntagskind“ ist, möchte er das „Glasmännchen“ (Christina Prieur) herbeirufen, denn einer Legende nach erfüllt das Glasmännchen Sonntagskindern drei Wünsche. Gesagt, getan, Peter versucht sein Glück und begibt sich in den dunklen Tannenwald, wo das Männchen leben soll.

Waberndes, grünes Licht verbreitet eine mystische Atmosphäre. Ein paar kleine Eichhörnchen kommen Peter zu Hilfe. Kleine Rollen für Kinder gehören zum Konzept des Musiktheaters. Die Nachwuchsdarsteller gehören nicht zum Ensemble, sondern werden an den einzelnen Spielorten von den Veranstaltern akquiriert. „Manchmal holen wir sie auch spontan aus dem Publikum“, erzählt Streul.

Glasmännchen gewährt zwei Wünsche

Bevor es Munk gelingt, das Glasmännchen hervorzulocken, erscheint der „Holländer Michel“ (Thomas Herberich). Mit seiner vollen, dunklen Singstimme versetzt Herberich so manchem Kind zunächst einen kleinen Schrecken, doch der Effekt ist genau der richtige für die Rolle des Holländers, ein zwielichtiger, hinterhältiger Zeitgenosse. Er verspricht Peter große Reichtümer. Dieser wiederum verscheucht den Bösewicht und schafft es endlich, das Glasmännchen anzulocken. Zwei Wünsche werden Peter gewährt, den dritten enthält ihm das Glasmännchen zunächst vor. Peter wünscht sich, dass er tanzen kann wie der Tanzprinz und so viel Geld besitzt wie der reiche Ezechiel (Volker Gütermann). Tatsächlich gehen beide Wünsche in Erfüllung, doch als Ezechiel kein Geld mehr hat, ist Peter ebenfalls wieder mittellos. Verzweifelt lässt er sich doch auf einen Pakt mit dem Holländer ein, doch der vermeintliche Reichtum, den er Peter versprochen hat, hat seinen Preis. Nicht seine Seele, aber sein Herz möchte er dafür haben. Dieses pulsiert rot, als es der Holländer aus der Brust raubt.

Von nun an hat Peter einen Stein anstelle seines Herzens. Er wird reicher und reicher und heiratet Lisbeth, doch sie muss schnell feststellen, dass Peter nicht mehr der „alte“ ist. Nur das Glasmännchen kann die beiden noch retten.

Wieder einmal ist es Streul und Steuerwald gelungen, mit einer Inszenierung die kleinen, aber auch die großen Zuschauer zu fesseln. Rauschender, minutenlanger Beifall am Ende der Uraufführung gibt den beiden Recht, belohnt aber auch die Darsteller für ihre tollen Leistungen.

Dass das Stück ausgerechnet in Worms Premiere feierte, ist kein Zufall: „Die Endprobenbedingungen, die wir hier vorgefunden haben, hätten wir in Mannheim nicht gehabt“, erklärt Streul und lobt vor allem die gute Zusammenarbeit mit der Kultur- und Veranstaltungs GmbH. Nach der Uraufführung in Worms wird die Musik-Bühne mit dem Stück etwa 100 Mal im deutschsprachigen Raum gastieren.