Montag, 21. September 2009

Montag, 14. September 2009

Clips vom Elias in Wesselburen Thomas Herberich Bass





Thomas Herberich als Elias

Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Elias“ aufgeführt

PFORZHEIM. Aufruhr der Massen, Not des Volkes, Verzweiflung über das eigene Leben und Wirken, um dem zu begegnen muss man nicht die Zeitung aufschlagen. Dies findet sich auch schon in Mendelssohns Oratorium „Elias“, das von Jugendkantorei und Motettenchor Pforzheim, dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim unter der Leitung von Kord Michaelis in der evangelischen Stadtkirche darstellungsmächtig in Szene gesetzt wurde.
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Dramatisches Potenzial
Frühzeitig scheint Mendelssohn erkannt zu haben, welch dramatisches Potenzial der biblische Stoff enthält, geeignet unterschiedlichste Spannungsmomente und reiche Gefühlsfacetten in einem gemeinsamen Handlungsstrang von großer Ereignisdichte zu vereinen. Bereits als 25-jähriger, zehn Jahre vor der Vollendung des Werkes, begeisterte sich Mendelssohn für die Geschichte des Elias.

Das jedoch erst nach einigen Geburtswehen zustande gekommene Libretto passte er schließlich seinen Bedürfnissen an. Dabei verband er die Szenen musikalisch ohne Unterbrechungen so, dass sie das Bild eines vorwärtsdrängenden Geschehens ergeben. Der zumeist das Volk darstellende Chor und die Solisten lösen sich dermaßen nahtlos ab, Handlung, Kommentare und Gebet sind in so dichter Folge miteinander verschränkt, dass eine ungeheure Dynamik entsteht, die den Hörer mitreißt. Besonders wenn die ausgefeilte Dramaturgie des Werkes derart plastisch umgesetzt wird, wie es unter Leitung von Kord Michaelis geschah. Er führte Chor und Orchester zu wohl abgestuft in den Gesamtzusammenhang eingebettete Klangentwicklungen. Mit sachlichem Dirigierstil vermied er dabei sorgfältig ein ständiges Überzeichnen der zahlreichen sich anbietenden Höhepunkte. Der große Klangapparat blieb dadurch stets steigerbar und gestaltungsfähig. Thomas Herberich als Elias lotete in vielgestaltiger Weise die Facetten der Person aus. Sein Elias war zornig bis nahe dem Bersten der Stimme, höhnisch sarkastisch gegenüber den Anhängern Balls, dann wieder plötzlich verwandelt in einen eindringlichen Betenden voll sanftmütiger Ehrfurcht. Seine stimmliche Ausdrucksmacht bewegte sich in der Spanne von volltönendem, die Würde eines Propheten versinnbildlichenden Bass bis hin zur zurückgenommenen Sphäre der Resignation.

Ausdrucksstarke Solisten
Die Altistin Nina Amon entfaltete besonders in den ruhigen Arien ausdruckstarke und klangvolle weite Bögen. Betörenden Stimmklang bot Alexander Pfitzenmeier, wahrhaft Engelgleich mit leuchtender Timbre, dabei präzise und agil. Die Sopranistin Kirsten Drope überstrahlte mit sinnlich glühendem Schmelz das Ensemble. Ausgezeichnet in hochdramatischen Hilferufen ebenso wie in stärker in sich ruhenden Arien, sang sie mit vollendet rundem Ton, gestochen scharfer Präzision, höchst beweglich doch ohne jegliche Unruhe. Neben drei auch solistisch hervortretenden Chormitgliedern bot der junge Thomas Dombrowski eine besondere Hörfreude als Sänger der Knabenpartie mit glasklar blitzenden Hochtönen. Mehr als einmal konnte man in dieser Aufführung eine Gänsehaut bekommen.Ruth Wolfstieg